Wie wir schon sagten, bedeutet Islam Gehorsam Gott gegenüber. Und es versteht sich von selbst, daß dieser Gehorsam nicht in vollem Umfang erfolgen kann, wenn der Mensch nicht gewisse grundsätzliche Tatsachen des Lebens kennt und festes Vertrauen in sie setzt. Was sind dies nun für Tatsachen? Und welches sind die wesentlichsten Dinge, die ein Mensch wissen muß, um sein Leben in Einklang mit dem göttlichen Plan zu bringen? Dies beabsichtigen wir im vorliegenden Kapitel zu behandeln.
Als Erstes und Wichtigstes muß man einen unerschütterlichen Glauben an die Existenz Gottes haben; denn wie kann ein Mensch, der keinen festen und reinen Glauben an Gott besitzt, Ihm Gehorsam entgegenbringen?
Des weiteren muß man die Eigenschaften Gottes kennen. Es ist das Wissen um Gottes Eigenschaften, das den Menschen befähigt, in sich die edelsten Werte zu entwickeln und sein leben in Tugend und Gottergebenheit zu gestalten. Wenn ein Mensch nicht weiß, daß es Einen und nur Einen Gott gibt, Der der Schöpfer, Lenker und Erhalter des Universums ist, und daß es niemanden sonst gibt, der auch für einen Funken der göttlichen Macht und Autorität mit Ihm gemeinsam hat, dann kann es geschehen, daß er falschen Göttern zum Opfer fällt und ihnen seine Huldigungen darbringt, um sich ihrer Gunst zu vergewissern. Doch wenn er die göttlichen Eigenschaften kennt und sich der Einheit Gottes (Tauhid) bewußt ist, dann gibt es auch nicht die mindeste Möglichkeit, daß er dieser Illusion erliegt.
Wenn ein Mensch weiß, daß Gott allgegenwärtig und allwissend ist, daß Er alles sieht, hört und weiß, was wir offen oder heimlich tun, ja daß Er sogar unsere unausgesprochenen Gedanken kennt, wie kann er es sich dann leisten, Gott gegenüber nachlässig und ungehorsam zu sein? Er wird fühlen, daß er Unter ständiger Aufsicht steht und sich daher auf angemessenste Art und Weise benehmen. Derjenige jedoch der sich der Eigenschaften Gottes nicht bewußt ist, kann aufgrund seiner Unwissenheit zum Ungehorsam Gott gegenüber verführt werden. Tatsache ist, daß die Werte und Eigenschaften, die ein Mensch besitzen muß, wenn er den Weg des Islams befolgen will, nur herangebildet und entwickelt werden können aus einem tiefgehenden Wissen um Gottes Eigenschaften. Es ist die Erkenntnis der Eigenschaften Gottes, die des Menschen Geist und Seele, seinen Glauben, sein Sittlichkeitsgefühl und Sein Handeln läutert. Es genügt für die gestellte Aufgehe weder ein oberflächliches Vertrauten mit diesen Eigenschaften noch ein rein akademisches Wissen um Sie – es muß eine unerschütterliche Überzeugung da sein, die fest im Geist und Herzen des Menschen verwurzelt ist. damit er für heimtückische Zweifel und Verirrungen unempfänglich bleiben kann.
Darüber hinaus muß der Mensch die Einzelheiten über die Lebensweise kennen, durch deren Befolgung er das Wohlwollen Gottes erlangen kann. Weiß er nicht, was Gott wohlgefällig ist und was Ihm mißfällt, wie kann er dann das erstere erwählen und verfolgen und das letztere vermeiden? Wenn ein Mensch keine Kenntnis vom göttlichen Gesetz hat. wie kann er es dann befolgen? Darum ist das Wissen um das göttliche Gesetz und die offenbarten Gebote außerordentlich wichtig.
Aber auch hier wird einfaches Wissen nicht ausreichen Der Mensch muß volles Vertrauen und die feste Überzeugung haben, daß es wirklich das göttliche Gesetz ist und daß sein Heil einzig und allein in der Befolgung dieser Gebote liegt . Denn Wissen ohne diese Überzeugung wird nicht ausreichen, um den Menschen auf den rechten Weg zu führen Er könnte sich zu leicht in der Sackgasse des Ungehorsams verlieren.
Und schließlich muß man auch die Konsequenzen von Glauben und Gehorsam einerseits und jene des Unglaubens und Ungehorsams andererseits kennen. Der Mensch muß wissen, mit welchen Wohltaten er überhäuft wird, wenn er Gottes Weg erwählt und ein Leben in Reinheit, Tugend und Gehorsam führt. Und er muß ebenso wissen, was für üble und qualvolle Folgen sieh für ihn ergeben, wenn erden Weg des Ungehorsams und der Auflehnung beschreitet. Aus diesem Grunde ist das Wissen um das Leben nach dem Tod unbedingt erforderlich.
Der Mensch muß felsenfest davon überzeugt sein, daß der Tod nicht das Ende seiner Existenz bedeutet; daß es eine Auferstehung gibt und daß er vor den höchsten Gerichtshof gebracht wird, bei dein Gott Salbst den Vorsitz führen wird; daß am Tag des jüngsten Gerichts die volle Gerechtigkeit den Sieg davontragen wird; und daß gute Taten belohnt und schlechte bestraft werden. Jeder wird erhalten, was er verdient, und es gibt kein Entrinnen. Es steht unumstößlich fest, daß dies geschehen wird. Zur Befolgung von Gottes Gesetz ist das Gefühl der Verpflichtung und Verantwortlichkeit absolut unerläßlich.
Ein Mensch, der nichts vom Jenseits weiß, mag Gehorsam und Ungehorsam für ganz unwesentlich halten. Er mag denken, daß dem Gehorsam wie auch dem Ungehorsam das gleiche Ende bevorsteht, denn nach dem Tode des Menschen lösen sich seiner Meinung nach beide gleichermaßen in nichts auf, Wie kann man erwarten, daß er sich mit dieser Geisteshaltung all den Unbequemlichkeiten und Mühen aussetzt, die untrennbar mit einem Leben des aktiven Gehorsams verbunden sind, und daß er jene Sünden vermeidet, die zu begehen ihm in dieser Welt offensichtlich keinerlei moralischen oder materiellen Verlust bringt? Mit dieser geistigen Einstellung kann der Mensch nicht Gottes Gesetze anerkennen und sich ihnen unterordnen. Noch kann der, dem der feste Glaube an das Leben im Jenseits und an Gottes Jüngstes Gericht fehlt, in den turbulenten Wogen des Lebens mit all dem Anreiz zu Sünde, Verbrechen und Bösem fest und standhaft bleiben, denn Zweifel und Unschlüssigkeit berauben ihn seiner Tatkraft.
Man kann in seinem Verhalten nur dann fest bleiben, wenn man m seinem Glauben fest ist. Wenn man schwankende Ansichten hat, kann man nicht beständig sein. Man kann eine Bahn nur dann unbeirrbar einhalten, wenn man sich der Vorteile sicher ist, die sich aus deren Verfolgung ergeben, und die Nachteile und den Schaden kennt, die einen treffen, wenn man von ihr abweicht. Eine gründliche Kenntnis der Konsequenzen von Glauben und Unglauben und des Lebens nach dem Tod ist daher außerordentlich wichtig, um das Leben im Gehorsam gegen Gott einzurichten. Dies sind die wichtigsten Dinge, die man wissen muß, wenn man ein Leben des Gehorsams, das heißt des Islams, führen will.