Wie äußert sich Kufr?

Im Gegensatz zu dem  vollkommenen Moslem gibt es den Menschen, der, obwohl er ein geborener Moslem ist und es unbewußt sein Leben lang bleibt, die Fähigkeiten seines Verstandes, seines Intellekts und seiner Intuition nicht zur Erkenntnis seines Herrn und Schöpfers benutzt und seine Freiheit der Wahl missbraucht, indem er sich dafür entscheidet, Ihn zu verleugnen. Solch ein Mensch wird zu einem Ungläubigen – in der Sprache des Islams zu einem Kafir.
Das arabische Wort Kufr wurzelt in dem Verbum kafara, das wörtlich , bedecken‘ oder ,verbergen‘ bedeutet. Der Mensch, der Gott verleugnet. wird Kafir (Verberger) genannt, weil er durch seinen Unglauben das verbirgt, was seiner Natur angeboren ist und in seiner eigenen Seele fortlebt, denn er ist ja tatsächlich instinktiv erfüllt vom Islam.
Sein ganzer Körper, jede Sehne und Faser gehorcht diesem Instinkt. Jedes Teilchen in ihm, sei es nun organisch oder unorganisch, existiert in Übereinstimmung mit dem Islam und erfüllt die Pflichten, die ihm zugeteilt wurden. Doch das Einsichtsvermögen dieses Menschen ist entstellt, sein Verstand ist getrübt und er ist unfähig. das Offenbare zu erkennen. Sein eigenstes Wesen ist seinem Verständnis verborgen, und er denkt und handelt in völliger Missachtung seiner selbst.
Kufr ist also eine Form von Unwissenheit, ja es ist die Unwissenheit überhaupt Denn welche Unwissenheit kann größer sein als die, Gott, den Schöpfer und Herrn des Universums, zu verleugnen! Ein Mensch beobachtet das gewaltige Panorama der Natur, den großen Plan, der sich in allen Bereichen der Schöpfung offenbart, aber er weiß nicht, wer der Schöpfer und Lenker des Ganzen ist. Er betrachtet seinen eigenen Körper. der auf wunderbare Weise funktioniert und dessen er sich ständig bedient, und doch ist unfähig, die Kraft zu erkennen, die ihm das Leben geschenkt hat, den Schöpfer, der jedes einzelne Lebewesen aus lebloser Materie erschaffen hat. Er ist Zeuge eines herrlichen Planes im Universum- und doch ist es ihm unmöglich, den Planer all dessen zu erkennen. Er nimmt die große Schönheit und Harmonie wahr, in der alles zusammenklingt – doch nicht den Dirigenten des Ganzen. Er beobachtet wunderbare Zeichen in der Natur – doch den Zeichner siebt er nicht. Im ganzen Universum offenbaren sich für ihn Meisterleistungen, wie sie in keinem Bereich der Wissenschaft erreicht werden und verschließt seine Augen dem Wesen gegenüber, das dieses unermesslich große Universum ins Dasein gerufen hat.
– Wie kann ein Mensch, der sich dieser großen und bedeutenden Wirklichkeit gegenüber blind stellt, dem echten Wissen naher kommen? Wie können sich ihm die richtigen Perspektiven zur Erkenntnis der Wahrheit eröffnen? Wie kann jemand, der an einem falschen Ausgangspunkt begann, das richtige Endziel erreichen?
Es wird ihm nicht gelingen, den Schlüssel zur Wirklichkeit zu finden Der rechte Pfad wird ihm verborgen bleiben, und welche Anstrengungen er auch in Wissenschaft und Kunst unternimmt – er wird niemals fähig sein, sich des wahren Wissens zu bedienen.
Doch nicht nur das – Kufr ist auch eine Tyrannei oder vielmehr die schlimmste Art von Tyrannei. Denn Tyrannei ist ein Akt des grausamen und ungerechten Gebrauchs von irgendwelcher Kraft oder Macht. Wenn man etwas oder jemanden dazu zwingt, ungerecht oder entgegen seinem wahren Wissen, seinem tatsächlichen Willen und seiner angeborenen Neigung zu handeln, so ist dies eindeutig Tyrannei.
Wir haben gesehen, daß alles, was im Universum ist, Gott, dem Schöpfer, gehorcht. Zu gehorchen, entsprechend Seinem Willen und Seinem Gesetz zu leben oder, um es noch genauer zu sagen:

Ein Muslim zu sein ist tief in der Natur aller Dinge und Lebewesen verwurzelt. Gott hat dem Menschen Macht über alle Dinge gegeben, doch es liegt in ihrer tatsächlichen Natur beschlossen, daß sie einzig und allein zur Erfüllung Seines Willens verwendet werden und nicht anders. Doch ein Kafir, ein Mensch also, der Gott verneint, begeht zwangsläufig die größte Ungerechtigkeit, denn er vergewaltigt alle materiellen und geistigen Kräfte dazu, sich gegen den Lauf der Natur aufzulehnen und zu einem widerwilligen Instrument im Drama seines Ungehorsams zu werden. Er zwingt seinen Kopf, sich vor anderen Gottheiten als dem Einen Gott zu beugen und hegt in seinem Herzen Liebe, Verehrung und Furcht anderen Mächten gegenüber in absoluter Missachtung ihrer instinktiven Impulse. Er benutzt seine eigenen Fähigkeiten und alle jene Dinge, über die er Gewalt bat, gegen den ausdrücklichen Willen Gottes und errichtet auf diese Weise eine Herrschaft der Tyrannei. Gibt es eine größere Ungerechtigkeit und Grausamkeit als jene, die dieser Mensch begeht, der alles unter der Sonne ausbeutet und mißbraucht und alles gewissenlos auf eine Bahn zwingt, die Natur und Gerechtigkeit Hohn spricht?

Doch Kufr ist nicht nur gewissenlose Tyrannei, es ist außerdem auch offene Auflehnung, Undankbarkeit und Treulosigkeit. Denn was ist schließlich der Mensch? Was hat er für Macht und -Gewalt? Ist er selbst der Schöpfer seines Verstandes,- seiner Seele und seines Körpers oder sind sie von Gott erschaffen worden? Rat er selbst das Universum mit allem, was darin ist, hervorgebracht oder ist Gott dessen Ursprung? Wer hat all die Kräfte und Energien in den Dienst der Menschheit gestellt – der Mensch oder Gott? Wenn alle Dinge von Gott und von Ihm allein erschaffen worden sind, wem gehören sie dann? Wer ist ihr wirklicher Eigentümer? Wer ist ihr rechtmäßiger Beherrscher? Wahrlich, es ist Gott und niemand sonst. Doch wenn Gott der Schöpfer und Beherrscher aller Dinge ist, wer ist dann cm schlimmerer Rebell als der Mensch, der Gottes Schöpfung entgegen Seinen Geboten benutzt, der seinen Verstand zwingt. Gott zuwider zu denken, der in seinem Herzen böse Gedanken gegen Ihn verbirgt und seine zahlreichen Fähigkeiten entgegen dem Willen des Herrschers verwendet? Wenn ein Diener seinen Herrn betrügt, wird er als treulos gebrandmarkt. Wenn ein Offizier gegen die Interessen seines Staates handelt, wird er zum Verräter und Abtrünnigen gestempelt. Wenn ein Mann seinen Wohltäter hintergeht, zögert man nicht, ihn als undankbar zu verdammen. Aber was ist diese Treulosigkeit, diese Undankbarkeit und diese Auflehnung im Vergleich zu dem, was ein Ungläubiger durch seinen Kufr begeht? Wer ist schließlich der wirkliche Ursprung aller Macht und Autorität? Wer gab dem Menschen Verfügungsgewalt über alle Dinge? Wer hat ihn in eine Stellung von hohem Ansehen und großer Macht erhoben? Alles, was der Mensch besitzt, und alles, was er für sich und zugunsten anderer benutzt, ist eine Gabe Gottes Die größte Verpflichtung, die ein Mensch auf dieser Erde hat, hat er seinen Eltern gegenüber.
Aber wer hat die Liebe zu den Kindern in die Herzen der Eltern gelegt? Wer hat die Mutter mit dem Willen und der Kraft ausgestattet, ihre Kinder zu hegen, zu umsorgen und zu ernähren? Wer hat in den Eltern das Verlangen erweckt, alles, was in ihrem Besitz ist, für das Wohlergehen ihrer Kinder dranzugehen? Ein wenig Nachdenken muß zu dem Schluß führen, daß Gott der größte Wohltäter der Menschen ist. Er ist sowohl ihr Schöpfer, Herr, Ernährer und Erhalter, als auch ihr wirklicher König und Souverän Und da dies die Stellung Gottes dem Menschen gegenüber ist, was kann größerer Betrug, Undank, Aufruhr und Verrat sein als Kufr, durch den der Mensch Seinen wirklichen Herrn und Beherrscher verleugnet und Ihm ungehorsam ist?
Man darf allerdings nicht meinen, daß der Mensch, indem er Kufr begeht, Gott dem Allmächtigen irgendwelchen Schaden zufügt oder Zufügen kann. Ein unbedeutendes Pünktchen auf der Oberfläche des winzigen Erdballes im unbegrenzten Universum das der Mensch ist – was für Schaden kann er dem Herrn dieses Universums antun? Dem Herrn, Dessen Reiche so unendlich weit sind, daß wir auch heute mit Hilfe des stärksten Teleskops noch nicht fähig sind, ihre Grenzen au erkunden; Dessen Kraft so groß ist, daß unzählige Himmelskörper nach Seinem Geheiß herumwirbeln wie winzige Körnchen; Dessen Reichtum so grenzenlos ist, daß Ihm allein das ganze Universum gehört und Er für alles sorgt, ohne selbst der Fürsorge zu bedürfen, Die Auflehnung des Menschen gegen Gott kann Ihm keinen Schaden zufügen; es ist vielmehr der Mensch selbst, der sich solchermaßen völliger Vernichtung und Ungnade ausliefert.
Die unvermeidliche Folge dieser Auflehnung und Verneinung der Wirklichkeit ist eine fehlerhafte Festlegung der Grundideale des Lebens. Jemand, der auf diese Weise zum Rebellen wird, kann niemals wahres Wissen und echte Einsicht erlangen. Denn das Wissen,. das den eigenen Schöper nicht erfassen kann, wird auch bei der Enthüllung jeder anderen Wahrheit versagen. Der Intellekt und der Verstand eines solchen Menschen irrt stets vom rechten Weg ab, denn ein Verstand, der sich im Wissen um den eigenen Schöpfer irrt, kann die Pfade des Lebens nicht erleuchten. Ein solcher Mensch wird in seinem Leben lauter Fehlschlage erleiden Sein sittliches Verhalten, seine bürgerliche und gesellschaftliche Existenz, sein Kampf um den Lebensunterhalt und sein Familienleben – kurz gesagt, sein ganzes Dasein wird in Unordnung sein, weil er von der fälschen Voraussetzung ausgegangen ist.
Er wird auf Erden nur Verwirrung und Durcheinander stiften. Er wird ohne die geringsten Bedenken Blut vergießen, die Rechte anderer Menschen verletzen, grausam zu ihnen sein und Gesetzlosigkeit und Vernichtung in der Welt hervorrufen. Seine entstellten Gedanken und Begierden. seine verschwommenen Ansichten, sein falscher Maßstab der Werte und sein unrechtes Handeln werden das Leben für ihn selbst und alle um ihn bitter machen. Solch ein Mensch wird auf Erden Ruhe und Gleichgewicht stören und im Jenseits der Verbrechen für schuldig Befunden werden, die er gegen seine Natur und seine Fähigkeiten begangen hat. Sein ganzer Körper, sein Gehirn, seine Augen, Hände und Füße werden ihn der Ungerechtigkeit und Grausamkeit anklagen, die er gegen sie begangen hat. Jede Faser seines Wesens wird sich bei Gott gegen ihn beschweren, Der als der wahrhaftige Quelle der Gerechtigkeit ihm die vollste Strafe auferlegen wird, die er verdient.

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